Stellwerke > Tgl > Die Geschichte des Bahnhof Berlin-Tegel


Frühe Jahre

Der Staat Preußen eröffnete 1893 die Kremmener Bahn (Schönholz–Tegel–Hennigsdorf–Velten–Kremmen) zur Erschließung der Gemeinden des Havellandes nordwestlich von Berlin. Mit der zunächst nur als eingleisige Nebenbahn konzipierten Strecke wurde der Bahnhof Tegel am 1. Oktober 1893 dem Verkehr übergeben. Die Züge fuhren zunächst vom Stettiner Bahnhof (heute Nordbahnhof) über die Gleise der Nordbahn bis Schönholz, zweigten dort auf die Kremmener Bahn ab und führten über Tegel bis Velten. Am 20. Dezember 1893 wurde die Strecke bis Kremmen verlängert.

Nach der Gründung der Borsigwerke in Tegel (1898) gewann die Strecke auch an Bedeutung für den Güterverkehr. Daher wurde die Trasse bis Bahnhof Tegel zweigleisig ausgebaut und am 1. Oktober 1905 eröffnet. In diesem Zuge wurde der Bahnhof Tegel um einen Güterbahnhof erweitert. 1910 wurden die AEG-Werke in Hennigsdorf eröffnet, woraufhin die Kremmener Bahn von Schönholz bis Velten zur Hauptbahn hochgestuft wurde. Der dichte Verkehr von Personenvorort-, Fern- und Güterzügen zwang zum zweigleisigen Ausbau bis Velten, 1921–1927. 1922 wurde kurz hinter dem Bahnhof Tegel eine Verbindung mit der 1908 eröffneten Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde hergestellt, die vom Güterbahnhof Friedrichsfelde kommend den Tegeler Hafen mit diversen Industriebetrieben im Berliner Nordosten verband.

S-Bahnverkehr in der Vorkriegszeit

Der elektrische S-Bahnverkehr mit seitlicher 800-V-Stromschiene (Gleichstrom) wurde am 16. März 1927 aufgenommen. Die Züge fuhren im Berufsverkehr im Zehn-Minuten-Takt; 16.000 Reisende nutzten die Strecke in jede Richtung. Vor allem bis Tegel nutzten an Wochenenden bis zu 5.000 Ausflügler die Strecke. Die Kremmener Bahn war bis 1939 neben der Wannseebahn die am meisten frequentierte Vorortbahn Berlins.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

In der Zeit des Nationalsozialismus war am Bahnhof Tegel ein Zwangsarbeiterlager eingerichtet, dass der Versorgung der nahegelegenen Borsigwerke mit Zwangsarbeitern (besonders aus den Niederlanden) diente.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag mit der Stadt auch das S-Bahnnetz in Trümmern. So waren nur ein Drittel aller Züge, Bahnanlagen und Empfangsgebäude nach dem Krieg noch funktionsfähig. Zudem hatten die Nationalsozialisten als eine der letzten Handlungen vor der Kapitulation den Nord-Süd-Tunnel im Bereich Landwehrkanal gesprengt und damit auf voller Länge inklusive des unterirdischen Stettiner Vorortbahnhofs, von dem die Züge in Richtung Tegel abfuhren, geflutet. Daher wurden 1945-46 improvisierte S-Bahnfahrten unter Dampf vom Stettiner (Fern-)Bahnhof bis Tegel eingesetzt, da auch das Stromnetz zusammengebrochen war.

Als Reparationsleistung wurde 1945 das zweite Gleis zwischen Schönholz und Velten demontiert und in die UdSSR verschifft. So wurde die Kremmener Bahn wieder eingleisige Nebenbahn.

Am 16. November 1947 wurde mit dem Teilstück Friedrichstraße–Nordbahnhof (ehemals Stettiner Bahnhof) der Nord-Süd-Tunnel vollständig trockengelegt wieder in Betrieb genommen. Damit war die letzte Lücke geschlossen und das Vorkriegs-S-Bahnsystem im großen und ganzen (wenn auch an einigen Stellen immer noch improvisiert und im Pendelverkehr) wiederhergestellt und elektrifiziert.

Französischer Militärbahnhof in der Besatzungszeit


Im französischen Sektor der Viersektorenstadt Berlin liegend, wurde der Bahnhof Tegel schon bald nach dem Krieg für französische Militärtransporte genutzt. Zur Verladung von Gütern und Soldaten wurde der Güterbahnhof Tegel von der französischen Armee in Beschlag genommen, die diesen in Gare Française Berlin-Tegel umbenannten. Außerdem wurde zum einfachen Transport von Kriegsgerät wie Panzern eine Gleisverbindung zur heutigen Julius-Leber-Kaserne am Kurt-Schuhmacher-Damm hergestellt. Die sogenannten Franzosenzüge fuhren noch bis in die frühen 1990er Jahre von Tegel über die Ringbahn bis nach Straßburg, um französische Soldaten nach Hause zu bringen.

Teilung Berlins

Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde auch die Kremmener Bahn entzwei gerissen. Endstation des westberliner S-Bahnverkehrs wurde Heiligensee, alle Fernzüge auf dem Gebiet der DDR endeten in Velten. Der Boykott der immer noch durch die ostdeutsche Deutsche Reichsbahn betriebenen S-Bahn in West-Berlin und der zweite Reichsbahnerstreik 1980 fügten dem S-Bahnverkehr im Westteil der Stadt erheblichen Schaden zu. Die Kremmener Bahn bis Heiligensee blieb jedoch in Betrieb. Mit der Übergabe der S-Bahn-Betriebsrechte in Berlin (West) an die BVG am 9. Januar 1984 wurde die Strecke Schönholz–Tegel–Heiligensee und mit ihr der Bahnhof Tegel für den S-Bahn-Verkehr stillgelegt. Es blieben lediglich noch der Güterverkehr zu den in den ehemaligen Borsigwerken ansässigen Industriebetrieben, die "Franzosenzüge" und die zwei- bis dreimal wöchentlich verkehrenden Kohlezüge für das Heizkraftwerk Märkisches Viertel, die die Strecke der ehemaligen Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde nutzten.

S-Bahnverkehr nach der Wende

Nach der Wiedervereinigung beschloss die 1991 zur stärksten Kraft des gesamtberliner Abgeordnetenhaus gewählte CDU symbolisch, das S-Bahnnetz von 1961 wiederherzustellen. In diesem Zuge wurde die Sanierung der Kremmener Bahn und Wiedereinrichtung des S-Bahnverkehrs von Schönholz bis Hennigsdorf beschlossen. Die Sanierung sollten in zwei Schritten stattfinden. Am 28. Mai 1995 wurde nach der Erneuerung des Bahnübergangs Gorkistraße und einigen Brückenbauwerken die Strecke Schönholz–Tegel wiedereröffnet. Nach 37-jähriger Unterbrechung wurde am 15. Dezember 1998 der erste S-Bahnzug auch wieder am Bahnhof Hennigsdorf begrüßt. Die neue Linie wurde unter der Bezeichnung S25 von Lichterfelde Süd durch den Nord-Süd-Tunnel auf die Kremmener Bahn geleitet und führt dann über Tegel nach Hennigsdorf. 2006 wurde die Strecke im Süden bis Teltow Stadt verlängert. Eine Verlängerung im Norden bis zur alten Endstation in Velten ist im Gespräch.

Im Zuge der Renovierung der Strecke wurde der Bahnhof Tegel zweigleisig wiederhergestellt. Die Strecke als solche blieb aber weiterhin eingleisig, wodurch auch heute noch maximal ein 20-Minuten-Takt im S-Bahn-Verkehr möglich ist. Das Fachwerkgebäude des ehemaligen Güterbahnhofs Tegel ist erhalten, hier finden heute Flohmärkte und ähnliche Veranstaltungen statt. Außerdem sind zwei Stellwerksbauten erhalten, die aber beide keinen praktischen Nutzen mehr haben. Bis auf die beiden S-Bahn-Gleise liegt das für eine Nahverkehrsstation recht große Gleisvorfeld des Bahnhofs heute brach, da die Strecke spätestens mit der Stilllegung der Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde 1997 jegliche Bedeutung für den Güterverkehr und auch für Personenverkehr außerhalb der S-Bahn verloren hat.

Quelle: Wikipedia